Lesungen und Vorträge Sitzsatz / Buchbesprechung

Wenn eine eine Reise tut, dann kann sie viel erzählen:
„Mit Büchern reisen“

2. Buch-Bistro der Schiller Buchhandlung, Vaihingen

Lesefutter und Reiselust. Eine so leckere Kombination, dass es in logischer Konsequenz auch einfach noch ein leckerschmecker Buffet dazu geben muss. Liebe Buchhandlungen, so lockt man Büchermenschen in die eigenen Verkaufswände. Ich konnte mir, zugegebenermaßen, vorher noch gar nicht sooo viel darunter vorstellen, war aber sehr neugierig darauf. Die vier Vortragenden, die gewissermaßen eine personifizierte Stationenkette durch die Buchbranche bildeten, stellten jeweils ihre liebste Reiselektüre vor, berichteten dazu aber auch von selbst getätigten Reisen sowohl durch die Länder als auch die Bücherwelt. Das Motto des Abends, Mit Büchern reisen, ist also durchaus mehrdeutig zu verstehen.
Aus jeder der insgesamt vier Buch-Bistro-Etappen möchte ich euch nun einen kurzen Highlight-Happen ganz gemäß der Sitzsatzphilosophie präsentieren. Wichtiges P.S.: Die kreisrunden Bilder einfach anklicken, dann kann man sie in groß und mit Untertiteln sehen.

Buch-Bistro-Gast Nr. 1 (Autorin): Irene Ferchl

Sitzsatz:

Am liebsten lese ich Reiseberichte von Frauen, doch heute bin ich ohne Frauenquote angereist und habe Cees Nooteboom im Gepäck.

das A&O:

Als Autorin, Herausgeberin von Büchern und des Literaturblatt konnte Frau Ferchl gleich aus drei verschiedenen Perspektiven von ihrer erlebnisreichen Reise durch die Bücherwelt berichten. Dabei schreibt sie selbst Reiseführer mit literarischen Anspruch, z. B. Mit Mörike von Ort zu Ort. Außerdem hat sie mich auf Oberhausers Literarischer Führer durch Deutschland neugierig gemacht. Ansonsten war ich ganz verzaubert von solch kleinen Details, wie dem Gebrauch des Femininums in „ich bin jemand, die …“ Dies nur am feministischen Rande bemerkt, der natürlich immer auf der Reiseroute liegen sollte ;)

Buch-Bistro-Gast Nr. 2 (Verlagsvertreter): Kai Axel Hehr

Sitzsatz:

Ansage: Der Herr im Anzug als stattliche Vertretung der Männerquote – für diesen Abend im Speziellen und die Buchbranche allgemein.

das A&O:

Herr Hehr lieferte gewissermaßen den Blick hinter die Reisekulissen. Als Verlagsvertreter von Travelhouse Media kennt er vom klassichen bis ausgefallen Reiseführer so ziemlich jede Facette der „fahrenden Lektüre“. Wobei … den ausgefallensten Titel, den er spontan nennen konnte, war Wandern für Verliebte im Allgäu. Hätte mir da eher was in die Richtung Wandern in gepunkteten Flip-Flops oder Tour durch Städte mit -hausen im Namen vorgestellt ;) Interessanterweise haben sich Reiseführer noch nicht „ver-E-bookisiert“ (um es mal als Sitzsatz-Quatsch-Satz zu formulieren), oder auch in Herrn Hehrs Worten: „Meine Branche ist davon bisher verschont geblieben.“ So gab er dann noch ein Leseschmankerl aus seiner liebsten Reiselektüre zum besten – ein Band der Reihe Eine Stadt in Biographien – die ganz charmant alle Themen des Buch-Bistros in Buchstaben verbandelte: „Eine gute Küche ist das Fundament allen Glücks“.

Buch-Bistro-Gast Nr. 3 (Buchhändlerin): Friederike Götze

Satzsitz:

Die anekdotenhafte Zeitreise in den Urlaub vor Internet und Handy zum gruseligen, wöchentlichen Anruf heim ins Geschäft … Ob’s noch steht?

das A&O:

Frau Götzes Beitrag war wirklich am herzigsten, wie man hier so sagt. Ich glaube, deshalb habe ich währenddessen auch insgesamt nur drei Mini-Zeilen in mein Notizheftchen gekritzelt, weil ich so mit Lächeln beschäftigt war. Ihr Beitrag hatte nämlich gleichzeitig ein schönes „Schülerin meets Mentorin“-Element inne, da sie früher einmal die Chefin der Buch-Bistro-Buchhändlerin Susanne Martin war. „früher“. Zu der Zeit, als man sich auf Reisen noch zum Telefonieren verabredet hat und dazwischen auf einer wirklich Telfoniefreien Urlaubsinsel verweilte. Frau Götzes Buchtipp war dann auch so symphatisch und lustig wie sie selbst: Bill Brysons Frühstück mit Känguruhs: Australische Abenteuer. Down-Under zum Schenkelklopfen.

Buch-Bistro-Gast Nr. 4 (Leserin): Marianne Stanger

Sitzsatz:

Der Garten Eden kann georgrafisch nur gefunden werden, wenn man ihn bereits im Herzen trägt.

das A&O:

Frau Stanger, ihreszeichen Steuerberaterin und treue Kundin der Schiller Buchhandlung, hat – Zitat – „bereits einige Altersringe aufm Buckel“ und ist „schon seit 15 unterwegs“, und das so ausgiebig, dass es für sie mittlerweile zu einer Herausforderung wird, an einem noch nicht bereisten Ort der Welt Urlaub zu machen. Entsprechend vollgeapckt war dann auch ihr hochspannendes Geschichtsköfferchen. Ihre Buchvorstellung von Ian Bakers Das Herz der Welt stellte sie, meiner Meinung nach, damit jedenfalls allemal in den Schatten. Sehr beeindruckend. Würdiger Abschluss des sehr gut besuchten Buch-Bistros. Bei einer Fortsetzung wird das A&O sich gerne erneut einen Sitzplatz für den Sitzsatz sichern!


So viel also (und zwar ganz schön viel eigentlich) zu Reiselektüre und den Menschen dahinter. Wisst ihr schon, hinter welches Buch ihr euch im Urlaub klemmen möchtet? Und steckt ihr eure Feriennasen jemals in Reiseführer? Ich muss nämlich zugeben, dass ich das so gaaar nicht tue. Dann lieber vor Ort ein Stadtmagazin à la LIFT oder Time Out kaufen und sich so die wirklich bunten Plätze raussuchen ;) Bis zur nächsten Buchstabenreise, das A&O

4 Kommentare zu “Wenn eine eine Reise tut, dann kann sie viel erzählen:
„Mit Büchern reisen“

  1. Was für ein schöner Beitrag! Klingt wirklich nach einer tollen Veranstaltung – wäre ich auch gerne dabei gewesen :-)

    Also ich lese gerne Bücher über den Ferienort – vor und nach der Reise. Eben erst habe ich Frühstück mit Kängurus gelesen :-P Es müssen aber nicht immer Reiseberichte sein. Auch Romane, die dort spielen, finde ich zauberhaft. Deshalb gibt es ja auch die Rubrik „Auf den Spuren von…“ auf meinem Blog, wo ich Buchschauplätze abklappere. Ist noch etwas mager, will aber ausgebaut werden!

    Viele liebe Grüße

    Jacy

    • Vielen Dank, literaturliebe Jacy. Lustig, dass du auch gerade buchtechnisch „Mit Kängurus gefrühstückt“ hast ;) Auf deine „Spuren“-Rubrik bin ich nun sehr neugierig geworden, werd’s mir da gerne gemütlich machen!!!

  2. […] Einen schönen Bericht von einer Besucherin über diesen Abend können Sie hier nachlesen […]

  3. Servus, Alexandra.
    Ein heimisches Beisammensein für Blickferne. Quasi die bibliophile Variante der landauf-ab Reise-Dia-Vorträge. Gute Liegewiese für Deine Lebenszeit. :-)

    Witty! Das Feminine in der Sprachwelt wird ja gern von verbissenen Stellungen aus diskutiert. Persönlich schreibe ich hier nach meinem Gefühl für den Satz, wie was ich damit zum Ausdruck bringen will. Für sprachlich besemmelt halte ich (zb) die Beibehaltung* des sachlichen „es“, obschon wir eigentlich alle wissen daß ein „Mädchen“ weiblich ist. Das Beispiel von Irene Ferchl paßt ja gut zur Beidverwendbarkeit von „jemand“. Überzielschüße a la „LeutInnen“ sind mir dann allerdings zusehr haargezogen.

    Kann mir gut vorstellen wie Deine Mundwinkel im dritten Beitrag des Abends im „up we go“-Mode waren.

    Im Urlaub gelesen habe ich Jojo Moyes „Ein ganzes halbes Jahr“ – innerhalb einer Leserunde auf Ankas Blog. Verkauft sich zwar wie Schnittbrot, aber das tut ihrer Schreibkunst keinerlei Abbruch. Ein Roman-Drama zum gern lesen.

    Da es hier ums Reisen in seinen Facetten ging, könnte ich Dir die Reportagen, Fotos, Novelle & Erzählungen von Annemarie Schwarzenbach (1908-1942) empfehlen.
    Aber ich schreibe schon wieder viel zuviel… :-)

    bonté

    *in jedem Satzteil, der sich darauf bezieht

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