Bücherbeute

Erste Sätze aus neuen Büchern part 2: Und wie hältst du’s mit dem letzten Satz?

9 neue Bücher stapeln sich auf 2 gemalten Sitzkissen von das A&O. Dazu die Beschriftung: Bücherbeute March"

Zeige mir dein liebstes Roman-Ende und ich sage dir, wer du bist?

Meine letzte Bücherbeute habe ich thematisch in die Vorstellung ihrer ersten Sätze gekleidet, um nicht nur einen plumptumben Bücherstapel zu posten. Nachdem der werte zeilentiger dazu kommentierte „Und wenn der erste Satz noch nicht reicht, dann der letzte. Das hätte ich früher ganz entsetzt von mir gewiesen, aber ich wurde eines Besseren belehrt und mache es jetzt selbst immer so“ und sich auch Jahfaby – durch die schriftstellerische Brille – für diese Lesevorliebe aussprach, möchte ich sie im einleitenden(Rekordschachtel-)Satz ganz nach vorne holen: die letzten Sätze. Hier also die gemütliche Gretchenfrage: Wie haltet ihr’s mit den letzten Sätzen?

Spart ihr sie beim Lesen auf wie die eine Erdbeere, die vom Kuchen purzelt und die man erst, nachdem der ganze Teller schon leer gegabelt ist, noch genüsslich nachschiebt? Oder sagt ihr: Kein Genuss ohne diese Muss-Kenntnis! Der Geschmack eines Buches offenbart sich nirgends so gut, wie an seinem gut ausgekochten Ende (um diese Essenssymbolik mal schmerzhaft weiter zu bemühen)? Was mich betrifft, würde ich zuerst den letzten Satz lesen, würde für mich jedes Kapitel klumpen und nicht mehr rollen. Ständig hielte ich den Satz in meiner gedanklichen Hand und versuchte ihn an den fortschreitenden Plot anzupuzzlen, statt mich gelassen mitnehmen zu lassen. So die Theorie. Wenn’s nicht gerade ein Thriller ist, möchte ich diesen besonderen Leseweg gerne einmal ausprobieren.

Das Literaturhaus Hamburg spielt jedenfalls mit dem besonderen Zauber der letzten Buchsätze und stellt alle AnsprechpartnerInnen mit ihren liebsten Roman-Enden vor. Das legt natürlich interpretatorische Verbindungspunkte von präsentiertem Satz zu belegter Position verführerisch nahe. Zeig mir dein liebstes Roman-Ende und ich sage dir, was du arbeitest oder wer du bist?

Wie lernt man neue Bücher nun am besten kennen, erfühlt ihren getippten Ton und erschmeckt ihre Wortwürze? Forget about Klappentext. Erste Sätze aus dem ersten Kapitel sind’s für das A&O! Mit freundlicher Unterstützung der Sitzsatz-Philosophie!

[Tweet „Die Gretchenfrage: Wie haltet ihr’s mit den letzten Sätzen von Büchern? Vorab lesen oder nicht?“]

Neue Bücher März 2014: Erste Sätze aus den ersten Kapiteln

Den Mainzer gONZoverlag habe ich hier schon öfter mit Buchstaben umschwärmt. Auf der #lbm14 tat ich selbiges in persona.

Fast alle Printwerke besitze ich schon, erstanden bei regelmäßigen Pilgerinnenbesuchen im Bukafski, Bevor du mich schön trinkst: Zeitgemäße Tresenlieder ergänzte in Leipzig spontan die Sammlung. Habe bisher nur kleine Schnuppernasen voll hochprozentiger Lyrik genommen. Noch’n Satz Verse, bitte, Tisch 5!

Erster Vers aus dem ersten Tresenlied: „Dass ich heut nicht durch Zufall, sondern immer hier sitze.“

BELLAtriste: Zeitschrift für junge Literatur (Ausgabe 38) habe ich skandalöserweise erst mit Ausgabe 37 entdeckt. (Die war blau gestreift. Just sayin.) Nie wieder ohne!

Wahrscheinlich als späte Strafe bin ich auf der #lbm14 dann auch richtig lange durch Halle 4 geslalomt, ohne den ersehnten Stand zu finden. Plötzlich am Hirnschalter angeknipstes Buchmessennavi brachte Richtungsweisende Rettung: junge Verlage sind natürlich in Halle 5! ZONK!

Erster Satz aus dem ersten Kapitel: „Wenn es zu kalt ist zum Hinlegen, abends, bleiben wir stehen.“

Mit qualmenden Sneakersohlen hatte ich den gemeinschaftlich genutzten Messestand also endlich gefunden. „Frau BELLAtriste“ herself war leider nicht da, dafür aber ein „Herr randnummer“ vom randnummer: literaturheft (Ausgabe 04).

Die hier vorliegende Ausgabe ist wohlgemerkt nicht die aktuelle, nur jene, die mich spontan am meisten angesprochen hat. Aber glaubt mir, die Auswahl fiel schwer. Satzsitz-schlussendlich waren die Illustrationen und ihr wunderbarer Printgeruch ausschlaggebend.

Erster Satz aus dem ersten Kapitel: „Am Friedensweg 1 befindet sich jetzt Perfect Pain.“

[Tweet „SEO ist wie ein Kaugummi: Macht zwar tolle Beitragsblasen, kannste aber auch ewig drauf rumkauen.“]

Im aktuellen Semester des Literarischen Salons im Stuttgarter Literaturhaus lesen wir u. a. Breakfast at Tiffany’s von Truman Capote. Als das Buch in der Abstimmung gewonnen hatte, beschloss ich zwei Dinge: Erstens, ich möchte es unbedingt auf Englisch lesen. Und zweitens soll kein bisschen Audrey Hepburn innen oder außen zu sehen sein.

Punkt 2 gestaltete sich als eine kleine Herausforderung, die eine große Investition nach sich zog. Ausgerechnet in der Büchergilde Gutenberg und ausgerechnet im Regal Folio Society wurde ich fündig. Im geteilten G+-Beitrag könnt ihr das schillernde Cover sehen (Buch kommt im Schuber!) und erahnen: Edel illustrierte Schuberbücher haben’s preislich „in sich“! Plus: it’s so worth it! ;)

Erster Satz aus dem ersten Kapitel: „I am always drawn back to places where I have lived, the houses and their neighbourhoods.“

Mit Sven Rudloffs Viva Britannia: Wissenswertes von der Insel bleiben wir … Britisch wie der letzte Verlag. Viva Britannia. Ich kann es gar nicht tippen, ohne gleichzeitig das mittlerweile über 30 Mal gern gehörte Intro im Kopfecho zu vernehmen. Dieses Buch basiert nämlich auf einem printgewordenen Podcast mit informativen Kurzepisoden rund um Groß Britannien und alles und alle, die darauf zu finden sind. Very amusing!

das A&O hat besagten Podcast alle zwei Wochen direkt nach Erscheinen auf den Ohren. Da war es keine Frage: Das Buch muss vorbestellt werden! Diese Vorbestellung hat mir dann auch eine „royale“ Widmung des „Ton zu Tinte“ Print- und Podcastautors eingebracht. Und alle so: Faaaa-buuu-lous!

Erster Satz aus dem ersten Kapitel: „Wie ist das eigentlich, im Linksverkehr unterwegs zu sein?“

Hätte ich niemals HTML5 und CSS3 an meinen Schreibtisch eingeladen! Die haben knallhart ihre Kumpels SEO und Social Media Strategien mitgebracht. Die stecken nämlich alle unter einer Web-Decke (Web as in „Internet“, that is). Beruflich ein Feuerwerk. Für den Blog ein Kaugummi: Macht zwar tolle Beitragsblasen, kannste aber auch ewig drauf rumkauen.

Durch das kostenlose E-Book (PDF) SEO & Social Media im Einsatz: 10 Expertenberichte bin ich auf Blogprofis gelandet. Das ist der Blog des Autors Michael Firnkes. Im verlinkten Beitrag habe ich gleich mal das Fachbuch SEO&Social Media: Handbuch für Selbstständige und Unternehmer gewonnen. Ich sag mal wow!

Erster Satz aus dem ersten Kapitel: „Die Welt der Suchmaschinenoptimierung – kurz SEO für das englischsprachige Pendant „Search Engine Optimization“ – ist eine durchaus zwiespältige Disziplin.“


das A&O zeigt Sven Rudloffs Widmung in sein Buch zum Podcast "Viva Britannia". Dazu gemalt: eine Krone.
„Viva Britannia“ von Sven Rudloff habe ich noch vor Erscheinen vorbestellt und dafür eine „royale Widmung“ ins Buch bekommen.

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Zurück nach Leipzig. Meine zweifelslos bunteste Begegnung dort war die mit Jannis Plastargias. Zwar habe ich ihn zum ersten Mal überhaupt außerhalb des Social Webs getroffen, aber seine ausgestrahlte Herzlichkeit baute von Beginn eine gemütliche und fast glitzernde Vertrautheit auf. Am Stand des Größenwahn Verlags habe ich mit ihm über seine Buchmessen-Anekdoten (Partyyyyyyyyyy!) und seine Anthologie gesprochen. Letztere gab es dann auch gleich als Leseexemplar mit: Liebe und andere Schmerzen: 16 Herzschläge.

Erster Satz aus dem ersten Kapitel: „Olga will fliegen.“

Leipziger Buchmesse, Teil last. Zoë Beck bin ich bereits seit einiger Zeit auf Twitter gefolgt. Als ich ihren Namen im Veranstaltungsprogramm entdeckt habe, ist die Lesung sofort auf meinen „Stundenplan“ gesprungen.

Kennt ihr das, wenn ein/e AutorIn eine so klasse Lesestimme hat, dass ihr vom ersten Satz weg mitten im Buch seid? Willkommen im Thriller Brixton Hill! Der wird mein nächstes U-Bahn-Lesematerial! (Edit: Mittlerweile schon gelesen, Inhalt sackt noch ein.)

Erster Satz aus dem ersten Kapitel: „Es ist nicht der Aufprall, an den man sich später erinnert.“

Mein letztes März-Buch hat mich auf dem außergewöhnlichsten Wege erreicht, nämlich durch Ankas Tauschbar Let’s swap. Von Melissa wurde mir Milan Kunderas Dieunerträgliche Leichtigkeit des Seins zugeschickt, sie bekam im Austausch Jasper Ffordes GRAU von mir.

Erster Satz aus dem ersten Kapitel: „Die ewige Wiederkehr ist in geheimnisvoller Gedanke, und Nietzsche hat damit manchen Philosophen in Verlegenheit gebracht: alles wird sich irgendwann so wiederholen, wie man es schon einmal erlebt hat, und auch diese Wiederholung wird sich unendlich wiederholen!“


9 neue Bücher stapeln sich auf 2 gemalten Sitzkissen von das A&O. Dazu die Beschriftung: Bücherbeute March"
Einmal Buchmesse in Leipzig und schon stapelt sich was zusammen. Neue Bücher im März 2014 von das A&O.

Elegant umtextet habe ich nun die Tatsache, dass dieser Bücherbeute-Beitrag erst den März abdeckt. Dezenter Verzug. Gefühlt habe ich aber auch allein seit März an diesem Beitrag getippt, verlinkt und illustriert. April und Mai hole ich also bis zum Frühherbst auf ;) Bis dahin bin ich gespannt auf eure liebsten Lesegewohnheiten und Roman-Enden. Könnte glatt eine Blogparade werden? ;) Es grüßt gemütlich: das Gretchen, erm, das A&O!

7 Kommentare zu “Erste Sätze aus neuen Büchern part 2: Und wie hältst du’s mit dem letzten Satz?

  1. Grüß Dich, Alexandra.

    „Roman-Enden sind das Glimmerglitzern eines Schätzes trefflicher Wortkaskaden.“
    (Florance Ippdit)

    Harry – der aus ‚When Harry Met Sally‘ – gesteht im Film, daß er aus Romanen immer zuerst das letzte Kapitel liest. Für den Fall, daß er davor tot stürbe & sich ewig fragen würde, wie alles ausgeht.
    Witty – zumal die Lektüre dessen ja nicht zwangsläufig einem leidlichen Verständnis andient. Vermutlich gilt für ein Buch umso tiefer, der Weg ist die Reise!
    Eine Story zu kennen bedeutet aber nicht, daß sie ihre liebwerten Reize damit verliert. Gutes liest, sieht, hört sich immer wieder.

    „Schönheit vergeht nicht, nur weil du sie kennst. Du entdeckst, immer & neu!“
    (Myrelle Minotier)

    „…öfter mit Buchstaben umschwärmt.“ – trefflich schön er-wortet. Brava!

    So wie Du beschreibst sehe ich format-exakt das riesige Ausrufezeichen in Halle 4, über Deinem Kopf. :-)

    Ich vermute einmal, daß Du Dir Capote ohne „Moonriver“-feeling anzulesen gedenkst. Wobei das somit aufgescheuchte Kunstwerk Deinen Blau-Puls angespornt haben dürfte. Bleu tres joli. Buchkunst eben.

    Beste Empfehlung für den Kundera; historisch-erotisch, sinnlich-gedankenverfangen. Darüber wie uns Leben & Liebe schmerzt. Poetisch in jeder zelebrierten Schönheit.
    Not to be forgotten – kongenial verfilmt!

    Ich lehne also wieder sehr zufrieden am Gatter Deiner Wortwiese…

    bonté

    • …being not a member legt dem Zwitscher-Dienst wohl die Nothaftigkeit einer spontanen Korrektur nahe. Immerhin weist die Glückseligkeits-Holding akutfrisch nach jedem Blau-Klick auf diese lässige Sünde hin; inklusive Service, diese Kain-Sieche abändern zu vermögen.
      No way… :-P

      Im Kontext – bei mancheiniger Zwitscherei umschleicht den sense of being written ein nacheins imposanter Bodennebel.Enigmatische Zeilen. Bletchley Park-würdig, was die Dechiffrierung anginge. ;-)
      Der Nachteil von Kurzhappen-Dialogie!?

      bonté

      • Ich musste erstmal die Worte auf eine Ebene meines Verständnisses bringen, um dann sagen zu können: Keines der hier erwähnten Gespräche lief über digitale Wege, lediglich direkt von Mund zu Ohr.

        • …demzufolge war ich jetzt selbst wohl etwas kryptisch. Tatsächlich sind es nur Einwürfe zu Twitter allgemein und der Twitterei besonders.
          Ich klinke mich öfter in Alexandras Blauschrift, interessiert an Ihren Text-Plänen. So verkürze ich mir die Wartezeit auf der Wortwiese. Twitters Verweis „sie sind ja noch kein Mitglied“ weiß dabei letztens zu stören.

          bonté

  2. Ich muss da mal was gerade rücken. Ich habe gesagt, dass der letzte Satz (oder das Ende generell) entweder Licht oder Schatten über ein ganzes Werk wirft. Aber ich lese niemals das Ende, bevor ich alles davor gelesen habe. Auch nicht beim Bücherkauf. Sorry, wenn das falsch rüberkam. :)

  3. Spannende Anfänge dabei :) Ich habe bisher auch noch keins der Bücher gelesen.
    Haha, ich stehe Nikon-technisch vor dem gleichen Problem, ich weiß nicht, welches Modell. Aber erst mal muss das Konto soweit gefüllt sein, dass es überhaupt Sinn macht, darüber ernsthaft nachzudenken ;)

  4. oberschwester

    Es ist das Herz was den Worten die Bedeutung gibt. Das Gefühl gemeinsam Einszusein!
    Eben H er Z !

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